El Paso - Big Bend N.P. - San Antonio
11. Woche: 17. bis 23. Januar 2005
Montag; Heute ist Martin Luther King Day, wieder einmal
einer der vielen Feiertage in den USA. Wir erreichten El Paso, Texas.
El Paso liegt im äussersten Westzipfel von Texas am Ufer des Rio Grande, der
hier die Grenze zu Mexiko bildet. Der Fluss trennt nicht nur die beiden Länder,
sondern auch die Städte El Paso und das mexikanische Ciudad Juarez voneinander.
Von der Vergangenheit ist nicht mehr viel übrig, der Blick vom Interstate 10
über El Paso ist leider nicht gerade berauschend. Der Rio Grande ist
mittlerweile zum "Rio Piccolo" degradiert worden und auf der amerikanischen
Seite verhindert ein hoher Zaun die illegale Einwanderung.
Dienstag; Viva El Mexiko! In El Paso beschlossen wir, einen Tagesausflug nach Mexiko zu unternehmen. Wir fuhren zur Grenze und liessen unseren Camper beim so genannten "Borderparkplatz" stehen. Zu Fuss gingen wir über die Brücke und waren in einer anderen Welt. Wir besuchten den Markt und bummelten in Ciudad Juarez herum. Überall trafen wir freundliche Leute, die natürlich meistens auch etwas verkaufen wollten. Nachdem wir ein paar Stunden "mexikanische Luft geschnuppert" hatten, gingen wir wieder zurück. Um sicher zu gehen hatten wir uns vorgängig beim amerikanischen Zoll erkundigt; aber mit unserem Visa war der Grenzübertritt kein Problem.
Wir verliessen El Paso und wollten eigentlich im Hueco Tanks
State Park übernachten. Als wir ankamen, war der Campingplatz leider schon voll. So
blieb uns nichts anderes übrig, als die 60 Meilen bis zum Guadalupe Mountain
Nationalpark zu fahren. Dort hatte es zum Glück genügend freie Plätze.
Mittwoch; Der Guadalupe Mountain Nationalpark umfasst ein Gebiet von
350 km2. Hier befindet sich der höchste Berg von Texas, der Guadalupe Peak mit
2'667 m.ü.M. Das Gebirge gilt weltweit als eines der besten Beispiele für ein
fossiles Riff. Funde bezeugen, dass hier bereits vor 12'000 Jahren Menschen
lebten.
Wir gingen erst mal zum Visitor Center um uns zu informieren. Wir sahen uns
eine Dia Vorführung über den Park an. Gegen zehn Uhr machten wir uns auf die Wanderung zum "Hunter Peak" 2'550 m.ü.M. Der Wanderweg führte leicht
bergan und schon bald hatten wir eine erste Anhöhe erreicht. Dort grasten
friedlich ein paar "Mule Deer" (Rehe) und zeigten überhaupt keine Scheu.
Allerdings hielten sie einen gewissen Sicherheitsabstand ein.
Danach wurde der Weg steiler und nach einer Stunde Aufstieg erreichten wir zu unserer Überraschung ein Hochtal mit Tannen und Bergföhren. Wären nicht die Agaven und Kaktusse beidseits des Weges gewesen, hätte man meinen können, wir wären im Engadin. Obwohl wir schon einen zweistündigen, ziemlich anstrengenden Aufstieg hinter uns hatten, gingen wir noch das restliche Stück bis zum Gipfel. Natürlich hat sich die Mühe wieder einmal mehr als gelohnt. Wir hatten immerhin ca. 780 Höhenmeter überwunden und tief unten lag der Pine Creek Campground. Wir beschlossen, den Abstieg durch den "Bear Canyon" zu wagen, was wegen dem losen Gestein eine kleine Herausforderung war. Der mühsame Abstieg dauerte zwei Stunden und wir waren erleichtert, als wir wieder heil unten ankamen.
Donnerstag; Bevor wir den Park verliessen, unternahmen wir noch eine weitere Wanderung zur "Frijole Ranch", welche am Fusse des Hunter Peaks liegt. Die Gebäude stammen aus dem Jahre 1876 und waren gleichzeitig eine Schule, ein Postbüro und eine Postkutschenstation am Texas Mountain Trail. Von der Farm führt ein kleiner Rundweg zu einer Quelle, welche nicht nur für die Farmer, sondern auch für U.S. Kavallerie und die Mescalero Apachen eine grosse Rolle spielte. Gegen Mittag fuhren wir weiter nach Carlsbad.
Freitag; Carlsbad Caverns
Die am Nordrand der Chihuahua Wüste gelegenen Carlsbad Caverns sind Teil
eines der grössten Höhlensysteme der Erde. Bislang wurden 80 Höhlen entdeckt.
Das Höhlensystem, dessen Entstehungsprozess immer noch anhält, hat sich im Laufe
von Jahrmillionen ausgebildet. Vor 200 Mio. Jahren wurden hier von einem warmen
Meer Kalksedimente abgelagert. Hebungs- und Senkungsvorgänge der Erdkruste,
Vorstösse und Rückzüge des Meeres sowie unterschiedliche klimatische Bedingungen
bewirkten chemische Zersetzungsprozesse, die während der vor 40 bis 20 Mio.
Jahren erfolgten Landhebung relativ stark waren. Grund- und Regenwasser drang
durch die Spalten und Klüfte in das Kalkgestein ein und liess immer grösser
werdende unterirdische Hohlräume entstehen. Im Laufe der Zeit bildete das stark
kalkhaltige Sickerwasser wundervolle Decken - und Bodentropfsteine (Stalaktiten
und Stalagmiten) und wasserfallähnliche Kalkterrassen.
Wir machten uns also auf den Weg, um diese einmaligen Höhlen zu besichtigen.
Für einmal gingen wir wieder einmal getrennte Wege, da Hans sich lieber "über
Tage" aufhält, als in engen Gängen und Höhlen herum zu kriechen. Er informierte
sich in der Zwischenzeit im Visitor Center mittels einem Dia Vortrag über die
Geologie des Höhlensystems. Ich ging durch den "Natural Entrance" hinein,
wo ein gut ausgebauter Weg hinunter zum "Big Room" führt.
Ich hatte genug Zeit den ganzen Trail von 2 km Länge zu gehen,
bevor die Führung durch den "Kings Palace" anfing. Diese Höhlen sind schon etwas
grossartiges, nicht nur der schönen Formationen wegen, sondern auch die Grösse
der verschiedenen "Hallen" ist beeindruckend. Nach der geführten Tour nahm ich
den Aufzug, mit dem man in einer halben Minute wieder am Eingang war. Nach
diesem einmaligen Abstecher fuhren wir zurück in den Guadalupe Mountain
Nationalpark zur Übernachtung. Der Campinghost erkannte uns sofort wieder und
empfing uns sehr freundlich.
Samstag; Dem Himmel so nah!
Irgendwie liess uns der höchste Berg von Texas einfach nicht los. Wanderwetter
herrschte nicht gerade, als wir beschlossen, den Guadalupe Peak zu besteigen. Um
neun marschierten wir los, es blies ein heftiger Wind, aber wir gingen trotzdem weiter. Der
Aufstieg war eigentlich gar nicht so anstrengend, wir erreichten den Peak am
Mittag. Der Wind hatte, je weiter wir aufstiegen, zugenommen und blies uns hier oben ganz heftig um die
Ohren. Wir waren froh um unsere Windjacken. Nachdem wir uns ins Gipfelbuch
eingetragen hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg. Bei dem kalten Wind,
war nicht daran zu denken, eine längere Rast einzuschalten. Wir assen unser
Mittagessen auf der mittleren Höhe, wo wir ein einigermassen windgeschütztes
Plätzchen fanden.
Der restliche Abstieg war schnell gemeistert und wir hatten das
Gefühl, wieder eine wunderschöne Wanderung unternommen zu haben.
Sonntag; Wir verliessen den schönen Nationalpark und nahmen den Texas
Mountain Trail Richtung Süden unter die Räder. Unterwegs kamen wir an einem Fort vorbei, welches wir natürlich besichtigten.
Fort Davis, Wächter der westtexanischen Grenze! Nachdem man 1848 in
Kalifornien Gold entdeckt hatte, wurde es wichtig, Reisewege Richtung Westen zu
erschliessen. In West Texas führten die San Antonio - El Paso Road sowie der
Butterfield Overland Stagecoach Trail durch die Territorien der Apachen und
Comanchen. Um die Reisenden und die Posttransporte schützen zu können, baute die
Armee in den damaligen Apache Mountains ein Fort am Eingang eines landschaftlich
schönen Canyons. Das Fort wurde nach dem Kriegsminister Jefferson Davis benannt
und das Gebirge dahinter Davis Mountains. Das Fort war, in
den Jahren 1854 bis 1891 aktiv. Als es von der Armee
aufgegeben wurde, bestand es aus mehr als sechzig Hauptgebäuden aus Lehm oder
Stein.
Da es nach der Besichtigung zu spät war um bis nach Alpine zu
fahren, beschlossen wir, in der Nähe zu übernachten und fanden im Davis
Mountain State Park einen super Campingplatz.
12. Woche: 24. bis 30. Januar 2005
Montag; Ruhetag im Davis Mountain State Park. Wir bastelten ein Vogelhaus aus einer leeren Wasserflasche und lockten damit eine ganze Schar bunter Vögel an. Einige Rehe (Mule Deer) spazierten an unserem Camper vorbei. Im TV sahen wir uns ein Spiel des Australian Open an. Danach spazierten wir zu einem Aussichtspunkt hinauf und genossen die Sicht über die hügelige Landschaft.
Dienstag; Wir fuhren weiter nach Alpine. Diese Ortschaft liegt
ca. 100 Meilen vom Big Bend Nationalpark entfernt und ist die letzte grosse
Einkaufsmöglichkeit. Der gut eingerichtete Campingplatz bietet den Gästen so
ziemlich alles, inkl. einer Wireless-Hi-Speed - Internetverbindung zu einem
akzeptablen Preis.
Mittwoch; Am Vormittag war ich mit Waschen beschäftigt und am
Mittag gingen wir einkaufen, es mussten ja einige Vorräte
beschafft werden, denn die Einkaufsmöglichkeiten in einem Nationalpark halten
sich in Grenzen. Wir planten ja, im Big Bend eine Weile zu bleiben.
Donnerstag; Bevor wir Alpine verliessen, checkten wir nochmals unsere
Mails und lasen im Tagesanzeiger die neuesten Nachrichten. Dann fuhren wir
Richtung Park und erreichten gegen Mittag die letzte Siedlung (Study Butte) beim Parkeingang. Von Study Butte führt
der sehr schöne kurvenreiche Scenic
Drive "El Camino del Rio" (spanisch für River Road) durch den Big Bend Ranch
State Park, entlang dem Rio Grande zum kleinen Ort Presidio, an der mexikanischen
Grenze. Unterwegs mussten wir an einer Rest Area
anhalten, denn plötzlich zog ein heftiges Gewitter auf. Wir warteten bis das
Gröbste vorüber war. Nach dem
Mittagessen hellte sich der Himmel auf und wir fuhren den restlichen Teil der
Strasse im strahlenden Sonnenschein. Immer wieder hatten wir herrliche Ausblicke
auf den Rio Grande, der hier, wie es uns schien, im Gegensatz zu El Paso wirklich
ein Fluss war. Nach
ca. 60 Meilen erreichten wir die Ortschaft Presidio und waren etwas überrascht, hier unten ein
kleines Juwel von einem Campingplatz anzutreffen, dem sogar ein grosszügiger Golfplatz
angeschlossen ist. Wir beschlossen hier zu übernachten und erst morgen weiter
zum Nationalpark zu fahren.
Freitag; Wir fuhren gegen Mittag los und hielten
immer wieder an, um die schönen Ausblicke auf das Rio Grande Tal zu geniessen.
Gegen Abend erreichten wir wieder Study Butte. Es war zu
spät geworden, um in den Nationalpark hinein zu fahren, deshalb nahmen wir die
überteuerte Übernachtungsmöglichkeit in Study Butte notwendigerweise an. Sogar
die nicht gerade luxuriöse Dusche musste noch extra bezahlt werden.
Samstag; Auf in den Big Bend Nationalpark.
Der Big Bend Nationalpark hat die Fläche von 3'240 km2 und befindet sich im Südwesten von Texas an der Grenze
zu Mexiko im grossen Bogen des Rio Grande, dem Big Bend, dem er seinen Namen
verdankt. Der sehr abgelegene Park lässt sich in drei Zonen untergliedern; das
Tal des Rio Grande, die Wüstenlandschaft des Chihuan Desert und die Chisos
Mountains. Dank der grossen Ausdehnung und der Höhenunterschiede leben hier über
450 Vogelarten, darunter auch der Steinadler und der Roadrunner, zudem gedeihen
hier mehr als 1'100 Pflanzenarten. Neben Flora und Fauna sind weitere Höhepunkte
zu nennen wie die drei Rio Grande Schluchten Mariscal Canyon, Boquillas Canyon
und der Santa Elena Canyon dessen Klippen fast 500 m über den Fluss hinausragen,
sowie das Bergland der Chisos Mountain mit dem Emory Peak (2'384 m.ü.M.) einst
Zuflucht der Comanche Indianer, mit wilden Schluchten, schroffen Felswänden und
sanften Tälern.
Wir erreichten den Park gegen Mittag und fuhren als erstes den Ross Maxwell
Scenic Drive zum Cottonwood Campground. Was für eine Freude! Ein wunderschöner,
mitten in der Natur gelegener Campingplatz. Kaum hatten wir unseren Camper
installiert und genossen die warmen Temperaturen (26 Grad), kamen auch schon
zwei wilde Truthähne neugierig um die Ecke. Am Abend gingen wir zu einem Dia
Vortrag, welcher von einem Parkranger sehr informativ gestaltet wurde.
Sonntag; Die ersten Wanderungen! Zuerst fuhren wir zum Santa Elena Canyon Parkplatz. Von dort aus kann man ca. 2 Km in den gewaltigen Canyon hineinwandern. Der Weg im hinteren Teil des Canyons war ein bisschen morastig. Das kürzliche Gewitter hatte wohl seinen Teil dazu beigetragen.
Danach fuhren wir zum "Mule Ear Trail" (Mauleselohrenweg).
Nachdem wir die beiden Bergspitzen im Hintergrund sahen, wussten wir sofort,
wieso dieser Weg so heisst.
Der einstündige Fussmarsch endete zu unserer grossen Überraschung an einer von
grünen Farnen umrandeten, sprudelden Quelle.
13. Woche: 31. Januar bis 6. Februar 2005
Montag; Nachdem wir diesen Teil des Parks (Chihuan
Desert) ausgiebig
angeschaut und bewandert hatten, wechselten wir in die "Rio Grande Village" hinüber, welche im
Tal des Rio Grande liegt. Ja und hier "hocken" wieder alle beisammen, weil das
der einzige Campingplatz im Park mit Stromanschluss und Dusche ist. Wir nutzten
den Stromanschluss unter anderem auch um wieder einmal unsere Fotos auf den
Computer zu laden.
Dienstag; Nachdem unser Computer, Fotoapparat und Camper strommässig wieder
versorgt war, wechselten wir auf den stromlosen Campingplatz nebenan und siehe
da, 500 Meter weiter und wir waren wieder mitten in der Natur.
Am späteren Nachmittag sahen wir uns den Boquilla Canyon und den "Hot Spot" an. Diese heisse Quelle (38
Grad) liegt unmittelbar neben dem Rio Grande und wird schon seit frühester Zeit
als Badegelegenheit benutzt. Als wir wieder auf
unserem Campinglatz waren, besuchte uns tatsächlich ein Coyote. Kaum hatten wir
unsere Bilder im Kasten, suchte er auch schon wieder das Weite. Am Abend spazierten wir
noch zu
einem kleinen Lookout, von wo aus man das ganze Rio Grande Valley überblicken
konnte.
Mittwoch; Wir machten uns früh auf den Weg, um zum bergigen Teil des Parks zu gelangen, die Chisos Mountains lagen vor uns. Im Visitor Center meinte der Ranger, es könnte dort oben (der Campingplatz liegt auf 1'700 m.ü.M.) sehr kalt werden. Als wir den Panther Pass überquerten, sahen wir erst mal tiefe Wolken und reifbedeckte Bäume.
Der Chisos Mountain Campingplatz lag ein Stück weiter unten in einer Senke. Es war zwar wirklich kalt, aber gut eingepackt mit unseren Windjacken machten wir uns tapfer an die erste Wanderung, welche uns zum "The Window" führte. Der Weg endete an einer Felsspalte, durch die man das tiefer unten liegende Tal erblickte. Wir entschieden uns noch für einen Abstecher zum Oak Spring. Dieser Weg führte zuerst einer Felswand entlang, bevor es ins Tal hinunter ging. Auf dem Rückweg kam die Sonne nochmals kurz hervor und wärmte uns ein wenig auf. Den "Javelinas" (Wildschweine) machte die Kälte wohl gar nichts aus, denn die grasten gemütlich neben unserem Auto auf der kleinen Wiese. Kurze Zeit später gesellten sich noch einige "White-tailed Deers" (Hirsche) hinzu.
Donnerstag; Der Berg ruft! Eine Mordswanderung von 20 km!
Als wir am Morgen erwachten, wussten wir sofort, diesen sonnigen Tag müssen wir
ausnutzen.
Weit und breit keine Wolke zu sehen. Wir nahmen uns den höchsten Gipfel des Big
Bend Parks vor, den Emory Peak mit 2'384 m.ü.M.. Den Aufstieg hatten wir in
zwei Stunden geschafft. Die letzten zehn Meter erinnerten uns an "den Dume"
(Brunnen SZ), den wir mit Martina und Pascal im letzten Herbst "erstiegen"
hatten. Nachdem Hans diese letzten zehn Meter sozusagen erklettert hatte, genoss
er die traumhafte Aussicht über die Bergketten des Parks. Allerdings meinte er,
er sei froh, dass er den Weg hinunter wieder gefunden hätte. Auf dem Rückweg
entschieden wir uns für den Umweg über den Laguna Meadow Trail, das war
allerdings happig. Dieser Weg zog sich endlos in die Länge, aber wir schafften
die Rückkehr immerhin noch vor dem Eindunkeln.
Freitag; Das Wetter hatte sich schlagartig geändert. Wieder
hingen trübe Wolken über den Chisos Mountains. Dies veranlasste uns, den schönen
Park zu verlassen. Ausserdem ging unser Gasvorrat zur Neige, da wir ausser
heizen und kochen auch noch Wasser wärmen mussten für die Dusche. Wir fuhren über Marathon
bis zur kleinen Ortschaft Sanderson, wo wir Gas und Benzin nachfüllen konnten.
Wir entschieden uns, in Sanderson zu übernachten.
Samstag; Wir kamen auf unserer Weiterfahrt durch den kleinen Wildwestort
Langtry, wo in früheren Zeiten Roy Bean 21 Jahre lang als selbsternannter
Richter in seinem Saloon seine Auffassung von Recht an den Mann brachte.
-Richter Roy Bean, Gerechtigkeit des Friedens und das Gesetz westlich vom Pecos- stand über
dem Eingang seiner Kneipe. Heute verirren sich nur noch Touristen in das
abgelegene Nest.
Nach Langtry überquerten wir den Rio Pecos, der hier in der Nähe in den Rio Grande mündet. Unser heutiges Ziel, den Seminole Canyon State Park erreichten wir am Nachmittag, gerade noch rechtzeitig, um die letzte Führung des Tages hinunter in den Canyon mitzumachen. Der Canyon ist bekannt für seine Felsenmalereien, welche zu den ältesten von Nordamerika zählen, man schätzt sie auf 4'000 Jahre alt.
Sonntag; Es hatte die ganze Nacht geregnet. Gegen Mittag beschlossen wir einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Die Besichtigung des Seminole Canyons, resp. die Felsmalereien war nur mit einer Führung möglich. Es gibt aber noch einen Wanderweg, der zu einer weiteren Felsmalerei führt, die aber nur vom gegenüber liegendem Ufer aus besichtigt werden kann. Wir gingen den ganzen Weg bis zur Mündung des Seminole Canyon in den Rio Grande.
14. Woche: 7. bis 11. Februar 2005
Montag; Wir fuhren weiter Richtung San Antonio. Unterwegs
legten wir am Lake Amistad eine Pause ein, welcher jetzt in der Nebensaison
ruhig und still da liegt. Laut Prospekt wimmelt es im Sommer hier von
Wassersportlern. Wenig später kamen wir durch den Ort Del Rio und erreichten die
Stadt San Antonio gegen Abend. Wir nahmen den erstbesten Campingplatz am Rande der Stadt.
San Antonio liegt am Südostrand des texanischen Tafellandes am San Antonio
River und am schmalen San Pedro Creek. Die Stadt ist einerseits der Geburtsort
von Texas, anderseits spiegelt sie mehr als jeder andere texanische Ort die
Einflüsse verschiedener Kulturen auf die texanische Geschichte wider. Besonders
die westlichen und südlichen Stadtteile haben ausgesprochen
spanisch-mexikanischen Charakter. Im Jahre 1718 gründeten die Spanier den
Militärposten Presidio de Bexar und die dazugehörige Franziskanerkommission San
Antonio de Valero. Bald darauf wurde San Antonio de Bexar zur Hauptstadt der
spanischen Provinz Texas. Nach der Vertreibung der Spanier (1821-1836) stand die
Stadt unter mexikanischer Oberhoheit, doch 1835 wurde Texas abtrünnig. Ein Jahr
später fand die berühmte Schlacht um den Alamo statt. Im April des gleichen
Jahres erlangte Texas die Unabhängigkeit von Mexiko; bis zur Eingliederung von
Texas in die USA im Jahr 1845 gehörte San Antonio zur selbständigen Republik
Texas.
Dienstag; Es nieselte und es machte uns
überhaupt nicht an, auf Stadtbesichtigung zu gehen. Wir erledigten Computerarbeit.
Mittwoch; Es war immer noch trüb und neblig als wir am Morgen erwachten. Trotzdem
entschlossen wir uns, heute die Stadt San Antonio anzuschauen. Den
Busfahrplan hatten wir noch nicht im Griff, als wir zur Haltestelle kamen, sahen
wir gerade noch die Rücklichter, das hiess, eine Stunde warten! Das brachte uns
aber nicht aus der Ruhe, wir hatten ja Zeit. Nachdem wir in der Stadt ankamen, gingen
wir als erstes zum "Riverwalk" (Paseo del Rio). Dieser Fussweg folgt
unter dem Strassenniveau den Biegungen des San Antonio River. Auf den ersten
Blick erinnert uns dieser Teil der Stadt sehr an Venedig. Der Weg wird von
vielen Restaurants und Cafes dominiert. An einem italienischen Restaurant
konnten wir nicht vorbeigehen, ohne uns wieder einmal eine richtige
Holzofenpizza schmecken zu lassen.
Wir spazierten dem Kanal entlang, bis wir zu einer
weiteren Sehenswürdigkeit kamen, zum " Alamo", einer ehemaligen
Mission.
Im Jahre 1836 eroberte im texanischen Unabhängigkeitskrieg eine
kleine texanische Streitmacht den Alamo und widersetzte sich zwei Wochen
lang einem mexikanischen Belagerungsheer von ca. 3'000 Mann. Alle 187 Männer im Alamo kamen ums Leben. Der Alamo wird seither als "Wiege der texanischen
Freiheit" bezeichnet und ist wohl das berühmteste Bauwerk in ganz Texas.
Damit
wir den Hintergrund dieser Geschichte besser verstehen, schauten wir uns im IMAX
Kino den Film über diese Schlacht an (Alamo, Price of Freedom). Zurück
auf dem Riverwalk genossen wir nochmals das Bummeln bis es eindunkelte.
Donnerstag; Diese Stadt hat es uns angetan. Wir finden, sie hat Charakter und war uns nochmals einen Tagesausflug wert. Der Buschauffeur gab uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg und wir stiegen wieder beim Riverwalk aus. Wir nahmen den Trolley, fuhren zum Marketplace und sahen uns die mexikanischen Geschäfte an. Danach schlenderten wir durch einen schönen Park zum "American Tower". Als Hans den Glas-Aufzug sah, der an der Aussenwand des Turmes hochfuhr, war er im Nu beim Ticketschalter und wir bestiegen den nächsten Lift.
Nachdem die Fotos von der grandiosen Aussicht geknipst waren,
liessen wir uns im Drehrestaurant das Mittagessen in luftiger Höhe schmecken.
Als wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, besichtigten wir die
zweitälteste Kirche von Texas und bestaunten die Gemälde und Glasfenster¨. Ein
Kirchenangestellter gab uns spontan eine Gratisführung. Dabei erfuhren wir, dass
die Kirche vor allem von der deutschstämmigen Bevölkerung gebaut und auch im
1993 restauriert wurde. Gegen
Abend gingen wir zum "Riverwalk" zurück und bei einem Margarita und
einem Bier sahen wir den flanierenden Leuten zu. Zum Abschluss des Tages gönnten
wir uns eine Bootsfahrt auf dem San Antonio River. Dies fanden wir besonders
schön, da es eindunkelte und die vielen Lichter sich im Wasser spiegelten. Bevor
wir mit dem letzten Bus heimfuhren, tranken wir in einem Saloon an der längsten
Theke von Texas noch ein Bier.
Freitag; Unser letzter Tag in San Antonio, Let's Rodeo!
Wir machten uns früh auf den Weg auf die andere Seite der Stadt, zum SBC Center,
wo die "56 th Annual San Antonio Stock Show und Rodeo" seit ein paar Tagen im
Gange war. Der Parkplatz schien uns auf den ersten Blick eher überbezahlt, doch
als man uns erlaubte, dort auch zu übernachten, bezahlten wir die Gebühr. Am
Nachmittag sahen wir uns diverse Vorstellungen im "Showground" an und spazierten
durch die Pferde - und Rinderausstellung. Aus einem Zelt ertönte Countrymusik,
Dale Watson gab ein Konzert und wir hörten begeistert zu. Die Stimme war gut und
wir meinten, wir hätten den Namen des Sängers schon mal gehört.
Um sechs Uhr war es dann soweit, die Tore des für uns riesengrossen Stadions öffneten sich und wir hatten einen guten Platz erwischt. Die Eröffnung war sehr feierlich, es kamen Reiter mit der texanischen Fahne, danach wurde die Flagge der USA, von einer Reiterin ins Stadion gebracht. Dazu ertönte natürlich die Nationalhymne, auch wenn man kein Amerikaner ist, geht das unter die Haut. Kaum war der letzte Ton erklungen, verkündete der Sprecher "Let's Rodeo" und dann ging ein unbeschreibliches Gekreische durch die Halle.
Die Rodeoreiter wurden vom Publikum begeistert angefeuert. Das Ziel war, über 8 Sekunden auf den bockenden Pferden zu bleiben. Es folgte eine Vorführung nach der anderen bis zum Höhepunkt, dem "Bull Riding". Das war sicher gefährlicher als die bockenden Pferde. Kaum wurde der Reiter abgeworfen, musste er sich so rasch wie möglich vor den Hörnern in Sicherheit bringen. Den Abschluss machte der Sänger Brad Paisley, der schien hier eine richtige Berühmtheit zu sein. Nach einer halben Stunde verabschiedete sich leider die Countryband schon wieder. Für uns natürlich viel zu früh. Zum Abschluss des Abends spazierten wir durch den Vergnügungspark, wo die vielen Bahnen noch auf Hochtouren liefen. Mit diesem erlebnisreichen Tag schliessen wir diesen Teil.