Dawson Creek - Jasper N.P. - Calgary
32. Woche: 18. und 19. Juni 2005
Samstag; Hier in Dawson Creek beschlossen wir den "kleinen" Abstecher nach Tumbler Ridge zu machen, obwohl der Ort über 100 km entfernt lag. Tumbler Ridge erreichten wir auf einer guten, zum Teil neu geteerten Strasse. In Tumbler Ridge gibt es reiche Kohle- und Erdgasvorkommen. Diese Ortschaft entstand vor 20 Jahren. Die Eigentümer der Mine wollten die Arbeiter nicht immer von Dawson Creek hin und her chauffieren und auch weil die Strasse im Winter nicht immer befahrbar war, bauten sie kurz entschlossen eine Stadt, in der heute rund 2000 Arbeiter mit ihren Familien leben. Ca. 60 km weiter südlich liegen die Kinuseo Falls, dessen Besuch uns immer wieder empfohlen wurde. Leider ist die Zufahrt zu den Wasserfällen mit Motorhomes praktisch nicht möglich. Wir erkundigten uns im Visitor Center nach einer anderen Möglichkeit, zu den Falls zu gelangen. Dort empfahl man uns eine Bootstour, welche wir für den nächsten Tag buchten. Es blieb noch Zeit etwas zu unternehmen, so nahmen wir an der in Kürze stattfindenden "Dinosaurier Tour" teil.
Diese zweistündige Wanderung zu den Dinosaurierfussabdrücken am
Flatbed River war sehr interessant, besonders, da sie von einer jungen Studentin
originell und informativ gestaltet wurde. Um uns einen realen Eindruck dieser
vor ca. 90 Millionen Jahren entstandenen Abdrücke zu vermitteln, stellte sie
jeweils einen entsprechenden "Spielzeug-Dinosaurier" hin. Als wir ihr so
zuhörten, schien es manchmal, als käme gerade eine Herde dieser Giganten um die
Ecke.
Gegen Abend fuhren wir zum Flatbed River Campground und sassen bis gegen
Mitternacht gemütlich am Lagerfeuer.
Sonntag; Eine rassige Jetboot Tour auf dem Murray River!
Wir fuhren um 9.00 Uhr zum Visitor Center, wo wir von Lorne Gilfillan abgeholt
wurden. Es waren noch drei weitere Personen mit dabei. Es ging zum Murray River
hinunter und das Boot wurde gewässert. Im flotten Tempo ging es flussaufwärts.
Manchmal war der River so schmal, dass es an einigen Stellen Stromschnellen zu
überwinden gab. Lorne schien den River gut zu kennen, er steuerte das Jet-Boot
gekonnt zwischen den Kiesbänken hindurch. Einmal ergriff ein junger Schwarzbär
die Flucht und schwamm ans Ufer. Der Lärm des Bootes hatte ihn sichtlich
vertrieben. Dann, zwei Stunden später erblickten wir den Kinuseo Fall, der sich
hier 60 Meter in die Tiefe stürzt. Ein wirklich grossartiger Anblick! Der
Kinuseo Fall liegt am Nordende des "Monkman Wilderness Parks", eine noch recht
unerschlossene, aber reizvolle Landschaft am Oberlauf des Murray River. Auf
einer Landzunge vor dem Wasserfall legte Lorne an und wir konnten bis an den
tosenden Fall herangehen.
Nach der Mittagsrast ging es wieder flussabwärts bis zum
Parkplatz. Das Wetter hatte sich gut gehalten, es war zwar recht kühl und stark
bewölkt, aber hin und wieder zeigte sich auch die Sonne.
Zum Übernachten fuhren wir zum Gwillim Lake Provincial Park der ca. 40 km
ausserhalb von Tumbler Ridge entfernt liegt.
33. Woche: 20. Juni bis 26. Juni 2005
Montag: Wir fuhren zurück nach Tumbler Ridge. Heute standen noch zwei Wanderungen auf dem Tagesprogramm. Die erste führte durch den Wald zum Tumbler Ridge Point, einem Aussichtspunkt mit Blick auf das Murray River Valley.
Wieder zeigte uns ein Hinweisschild, dass wir uns in der Baer Country befinden. So nahmen wir unsere Trillerpfeife und pfiffen fröhlich vor uns her. Nach zwei Stunden waren wir wieder beim Parkplatz. Danach verliessen wir Tumbler Ridge und fuhren zum Parkplatz der zweiten Wanderung. Dieser Weg führte ebenfalls durch einen Wald und endete beim kleinen Quality Fall, der munter vor sich hin plätscherte.
Am späten Nachmittag erreichten wir erneut die Ortschaft Dawson
Creek, wo wir wieder einen gut belegten Campingplatz antrafen. In der Laundry
ergab sich einmal mehr ein nettes Gespräch und Dank einem sehr freundlichen
Ehepaar aus South Dakota hatten wir die Möglichkeit, unsere Mails via Wireless
über ihre Satellitenschüssel herunter zu laden. Diese Gelegenheit nahmen wir
natürlich sehr gerne an. Wie viele hier sind sie auch auf dem Weg nach Alaska
und wir wünschen ihnen an dieser Stelle gute Fahrt.
Dienstag; Wir verliessen Dawson Creek und fuhren Richtung Grand Prärie.
Schon nach kurzer Fahrt überquerten wir die Grenze zur Provinz Alberta.
Alberta ist die viertgrösste Provinz Kanadas und nimmt knapp 7% der
Gesamtfläche des Landes ein. Hauptstadt ist Edmonton mit ca. 650'000 Einwohnern.
Alberta mit ca. 3.1 Mio. Einwohnern wird wegen ihrer reichen Erdöl-, Ölsand- und
Erdgasvorkommen "Arabien Nordamerikas" genannt. Das Gebiet von Alberta ist seit
über 11'000 Jahren besiedelt. Im Jahre 1905 wurde die Provinz etabliert, ihren
Namen erhielt sie von Prinzessin Louise Caroline Alberta, der vierten Tochter
von Königin Victoria. Ein verkehrstechnischer Meilenstein war 1962 die
Fertigstellung des Trans Canada Highways durch Alberta. Der Tourismus ist neben
der Ölförderung und der Landwirtschaft das dritte wirtschaftliche Standbein
Albertas. In Calgary findet alljährlich die "Calgary Stampede" statt, ein
absolutes Highlight im Veranstaltungskalender der Stadt.
Wir fuhren bis zum Saskatoon Island Provincial Park, welcher an einem
idyllischen See liegt und bei Ornithologen sehr beliebt ist. Nachdem wir unseren
Campingplatz ausgesucht hatten, spazierten wir zur der
Vogelbeobachtungs-Plattform hinaus. Unterwegs gab es sehr schöne Wildblumen zu
bewundern. Mitten im Feld entdeckten wir unter anderem eine Feuerlilie.
Ausserdem konnte man von der Plattform aus eine Biberburg beobachten. Obwohl wir mit dem Fernglas den See absuchten, war kein Biber zu sehen, hingegen direkt unter uns sass ein Fischotter und frass genüsslich an den Schilfpflanzen. Wir verweilten eine gute Stunde um die vielen Wasservögel zu beobachten. Allmählich zog ein Gewitter auf und gerade als wir uns entschlossen, wieder zurück zu gehen, schwamm doch noch ein Biber in der Nähe vorbei, allerdings war es bereits zu dunkel, um ihn abzulichten. Dann hiess es, im Eiltempo zurück zu laufen, denn immer mehr Tropfen prasselten auf uns nieder.
Mittwoch; Es hatte in der Nacht geregnet und es blieb
auch weiterhin trüb. In der Ortschaft Grand Prärie erledigten wir noch ein paar
Einkäufe und nach dem Auftanken ging es auf die einsame, aber geteerte Strasse
Nr. 40, die hinunter Richtung Jasper Nationalpark führt. Im strömenden Regen
fuhren wir bis zur Ortschaft Grand Chache. Es machte keinen Sinn weiter zu
fahren, deshalb suchten wir uns hier einen Campingplatz. Kaum hatten wir unseren
Camper platziert, hörte der Regen auf und die Sonne zeigte sich wieder.
Donnerstag; Das Wetter hatte sich leicht gebessert, rund um Grand Chache
waren bereits die Berge der Rockies zu sehen. Weiter ging es auf der einsamen
Waldstrasse zur Kreuzung des Hwy 16, der von Edmonton her den Jasper
Nationalpark erschliesst. Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Park. Da der
Eintritt allein in den Jasper Nationalpark pro Tag 16 $ kosten würde,
entschlossen wir uns, den Jahrespass für 109 $ zu kaufen, der sämtliche
Nationalparks Kanadas einschliesst. Vor uns liegen ja noch einige Nationalparks.
Der 10'878 km2 grosse Jasper Nationalpark erstreckt sich ca. 350 km westlich
von Edmonton an der Grenze zu British Columbia und wurde im Jahre 1907
gegründet. Er ist der grösste Park der kanadischen Rocky Mountains.
Majestätische Berge, gewaltige Gletscher, kristallklare Seen, tosende
Wasserfälle und enge Schluchten bestimmen das Landschaftsbild. Ausserdem sind
dunkelgrüne Nadelwälder und blühende Bergwiesen hier zu finden. Sehr
eindrucksvoll ist die vergletscherte Pyramide des Mt. Columbia (3'747 m) und das
Columbia Icefield.
Wir fuhren bis zum Pocahontas Campground und besorgten uns zuerst mal einen
Übernachtungsplatz. Wir stellten fest, dass die Campingplatzpreise schneller
klettern, als die Prospekte gedruckt werden. Dann fuhren wir zu den Miette Hot
Springs, um in den heissen Quellen ein Bad zu nehmen.
Das siedend heisse, mit Mineralien angereicherte Wasser der Miette Hot Springs
wurde von den Pelzhändlern im 19. Jahrhundert nutzbar gemacht. Die Temperatur
einer Quelle hängt von ihrer Tiefe ab (je tiefer die Quelle, um so heisser das
Wasser) und vom Gestein, durch das ihr Wasser fliesst. Die Miette Quellen haben
das wärmste Wasser aller heissen Quellen in den Rocky Mountains, sie erreichen
Temperaturen von 54 Grad. Für die Badegäste wird das Wasser auf angenehme 39
Grad abgekühlt.
Auf dem Parkplatz vor dem Bad konnten wir Bergziegen beobachten, die einen inspizierten die Autos der Touristen, andere ruhten sich mal eine Weile aus. Nach der Rückfahrt zum Campingplatz unternahmen wir von dort aus noch eine kleine Wanderung zum Punchbowl Fall.
Freitag; Die heutige Fahrt ging bis zur Ortschaft Jasper.
Jasper ist das touristische Zentrum des Parks. David Thompson suchte im Jahre
1811 eine nördliche Route über die Rocky Mountains und gründete einen Stützpunkt
am Athabasca River, das heutige Jasper. Für einige Zeit war Jasper wichtige
Etappe für Jäger, Pelzhändler und Goldsucher. 1907 wurde der Nationalpark
gegründet. Nachdem 1911 die Eisenbahn Jasper erreicht hatte, kamen auch die
ersten Besucher in den Nationalpark.
Es nieselte leicht, als wir die Ortschaft erreichten, definitiv kein
Wanderwetter. Als erstes fuhren wir zum in der Nähe von Jasper liegenden
Campingplatz "Whistler" um uns mit den vielen Anderen in eine Warteschlaufe zu
begeben. Die Plätze mit Allem Drum und Dran waren schon weg. "No Vacancy"! Wir
ergatterten uns einen schönen Platz mitten im Wald für 24 $, allerdings mit der
Option, am nächsten Tag auf einen der begehrten Plätze mit Stromanschluss zu
wechseln. Dann schauten wir uns das sehr touristische Jasper an.
Am späteren Nachmittag kam dann doch noch die Sonne und sofort begaben wir uns auf die ersten Wanderungen. Als erstes fuhren wir zum Pyramid Lake Trail, der sich auf einen Hügel hinauf schlängelte, wo man den Ort Jasper überblicken konnte. Zum Abschluss wanderten wir noch um den Lake Annette herum.
Samstag; Ja, was macht man in einem der schönsten
Nationalparks, wenn es regnet! Einen Ruhetag. Die einzige Anstrengung bestand
darin, dass wir unseren Camper in einen anderen Teil des Campingplatzes zügeln
konnten. Wir waren froh um den Stromanschluss, die Batterie hatte einmal mehr
den Geist aufgegeben. Es regnete bis am späten Nachmittag, leider zeigte sich
die Sonne erst gegen Abend und es war zu spät für die Fahrt in den Maligne
Canyon.
Sonntag; Maligne Lake und Maligne Canyon.
Als wir am Morgen erwachten, war es noch trüb, also kein Postkartenwetter, aber
die Wolken schienen nicht so dunkel wie gestern. Deshalb beschlossen, den
geplanten Tagesausflug zu unternehmen.
Die heutige Fahrt führte uns zu einem der Highlights des Nationalparks. Der
Maligne Lake liegt ca. 50 km von Jasper entfernt in einem bezaubernden Hochtal,
1'673 m.ü.M.
Der 22 km lange und an seiner weitesten Stelle 2 km breite Gletschersee ist wohl
einer der schönsten und bekanntesten Seen Westkanadas. Wir unternahmen zwei
schöne Wanderungen entlang des Ufers. Unterwegs sahen wir zwar keine Bären, aber
immerhin deren Spuren. So kam einmal mehr unsere Trillerpfeife zum Einsatz.
Am Nachmittag wurden die Wolken immer weniger und der blaue Himmel war zeitweise zu sehen. Deshalb entschieden wir uns doch noch für die von allen Seiten empfohlene Bootstour durch die Thompson Narrows zu der kleinen bezaubernden Insel "Spirit Island". Das Boot legte dort an und man konnte für zehn Minuten aussteigen um die auf den meisten Ansichtskarten abgebildete Insel zu fotografieren. Nachdem sämtliche Personen wieder im Boot Platz genommen hatten ging es wieder zurück.
Auf der Hinfahrt bekamen wir Unterricht in der Geologie und auf
der Rückfahrt erzählte der Bootsführer einige lustige Geschichten. Eine davon
ging folgendermassen.
Wahr oder Unwahr?
Vor einigen Jahren hatten die "Maligne Lake Scenic Cruises" ein miserables
Jahr, es regnete viel und die Touristen blieben aus. Um das Geschäft ein
bisschen anzukurbeln, schlüpfte eine der Angestellten in ein Elch Kostüm und
posierte auf einem Felsen, gut sichtbar für die Touristen auf den jeweils
vorbeifahrenden Booten. Die Sichtung von einem prächtigen "Elch" wurde
Tagesgespräch und es kamen immer mehr Touristen nach Jasper. Eines Tages, gerade
als wieder ein Boot an dem für alle sichtbaren "Elch" vorbeifuhr und die
Touristen die Kameras schussbereit hatten, erschien plötzlich hinter dem Elch
ein Grizzlybär und Alle im Boot schrieen auf. Der "Elch" schlug wie wild um
sich, nahm dann die Vorderbeine in die Höhe und flüchtete auf einen Baum.
Die Angestellte versuchte den Reissverschluss ihres Kostüms zu öffnen, was ihr
nicht gelang, weil sich ihre Haare im Reissverschluss verklemmt hatten. Sie
versuchte weiterhin in ihrer Panik sich die Elch-Maske vom Kopf zu reissen, da
ruft ihr der Grizzlybär zu; lass die Maske oben, sonst verlieren wir beide den
Job!
Die Bootsfahrt war jedenfalls ein tolles Erlebnis.
Am späten Nachmittag fuhren wir die Maligne Road wieder zurück, vorbei am 6
km langen Medicine Lake, bei dem kein Abfluss zu sehen ist. Trotzdem schwankt
der Wasserstand des Sees bis zu 20 Meter. Kurz danach kamen wir zum Maligne
Canyon. Beim Teehaus beginnt ein 4 km langer Rundwanderweg, den man noch
beliebig erweitern könnte. Mehrere Brücken überspannen die spektakuläre, enge
Schlucht. Immer wieder sahen wir Bäche, die aus einer Felshöhle in den Canyon
fliessen. Offenbar sind das unterirdische Abflüsse des Medicine Lake. Wir liefen
bei der ersten Brücke los und kehrten kurz vor der fünften Brücke um.
Auf der Heimfahrt hielten wir noch einige Male am Fluss an und genossen die Aussichten von der fünften und sechsten Brücke. Kaum waren wir wieder auf dem Campingplatz angelangt, fing es an zu regnen und wie! Wir waren froh, dass sich das Wetter während unseres Ausfluges so gut gehalten hatte.
34. Woche: 27. Juni bis 3. Juli 2005
Montag; Eigentlich wollten wir heute mit der Seilbahn auf
den "Whistler" Mountain hinauf. Aber dieser Ausflug fiel im wahrsten Sinne des
Wortes ins Wasser, da es praktisch den ganzen Tag regnete. Um ein bisschen die
Beine zu vertreten, gingen wir mit dem Schirm bewaffnet durch den Ort Jasper.
Nicht weiter schlimm, ein Ruhetag schadet nichts!
Dienstag; Es hatte praktisch die ganze Nacht geregnet. An ein Wandern war
nicht zu denken. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage waren leider nicht
gut. Na ja, wir sind mitten in den Bergen und da ist das Wetter manchmal halt
Glücksache. Während einer Regenpause packten wir zusammen und begaben uns mal
auf die ersten Kilometer des Icefield Parkways, der hinunter nach Lake Louise
führt. Unsere Freunde Esther und Roger hatten diese Gegend schon öfters besucht
und versorgten uns mit vielen wertvollen Tipps. Schon bald bogen wir auf die
Nebenstrasse ab um zum Mount Edith Cavell zu fahren. Es dauerte nicht lange und
schon sahen wir rundherum die ersten Berggipfel. Die kurvenreiche Strasse endete
nach 14 km. Vom dortigen Parkplatz führte ein Wanderweg zum Lake Edith Cavell
und zum gleichnamigen Gletscher. Das Wetter wurde immer besser und schon bald
war weiter oben ein Stück des Angel Gletscher zu sehen.
Wieder zurück auf der Nebenstrasse erreichten wir nach kurzer Fahrt die Athabasca Falls. Hier stürzt der Athabasca River 24 m tosend über einen harten Felsriegel in eine enge Schlucht. Gerade, als wir die Wasserfälle erreichten, schien die Sonne.
Wir liefen noch das kleine Stück in den Canyon hinunter, dort hatte man eine prächtige Sicht über das Delta des Athabasca River.
Kurz vor Erreichen des Honeymoon Lake, unserem heutigen Campingplatz, sahen wir am Strassenrand mehrere Autos parkiert. Leute rannten erregt herum, was war geschehen? Ein Schwarzbär befand sich ein paar Meter neben den Autos im Gras und liess sich von der fotografierenden Menge überhaupt nicht stören.
Mittwoch; Für heute wünschten wir uns blauen Himmel und Sonnenschein. Und siehe da, als wir erwachten, hatte sich unser Wunsch erfüllt. Bei schönstem Wetter fuhren wir weiter. Als erstes sahen wir uns die Sunwapta Falls an. Es war noch früh und wir waren alleine auf dem Aussichtspunkt, allerdings, ein paar Vögel waren auch schon auf und sangen um die Wette.
Vorbei an vielen schönen Aussichtspunkten ging die Fahrt weiter zum Icefield Center. Das Columbia Eisfeld ist das grösste zusammenhängende Gletscherfeld der kanadischen Rockies. Um den Athabasca Gletscher von Nahem zu sehen, begaben wir uns mit ein paar hundert anderen Touristen in einen der riesigen Traktoren, genannt "Icefield Explorer", um uns auf den Gletscher chauffieren zu lassen. Oben am Wendepunkt hatte man 20 Minuten Zeit, um sich auf das glitschige Eis zu begeben und die gewaltige Rundsicht zu bewundern. Dann hiess es wieder zurück zum Center. Wir wanderten danach noch bis zur Gletscherzunge, den Gletscher selbst kann man aber nur mit einer Führung besichtigen.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Banff Nationalpark.
Der Banff Nationalpark erstreckt sich am vergletscherten Nordkamm der Rocky
Mountains. Im Norden grenzt er an den Jasper Nationalpark, mit dem er durch den Icefield Parkway verbunden ist. Im Westen schliesst er an den Yoho und Kootenay
Nationalpark an. Der 6'641 km2 grosse Banff Nationalpark ist seit 1985 als
UNESCO Welterbe ausgewiesen und die meistbesuchte Touristenattraktion Kanadas.
Mehr als zwei Dutzend Berggipfel über 3'000 Meter, türkis schillernde Bergseen,
in denen sich die schneebedeckten Gletscher und Bergwälder spiegeln und eine
teilweise unberührte Natur faszinieren jährlich mehr als 3 Mio. Besucher. Der
Park wurde im Jahre 1930 gegründet.
Wir hielten beim Parker Ridge Trail an. Die Wanderung führte uns auf einen
Aussichtspunkt hinauf, wo man wieder einen der vielen Gletscher betrachten
konnte. Wir hatten eine prächtige Sicht auf den Sakatchewan Gletscher.
Jahreszeitlich waren wir noch ein bisschen zu früh dran, der Blumenteppich hier
oben hatte sich noch nicht ganz entfaltet. Aber wenigstens einige gelbe und
violette Blumen guckten zwischen den Felsen hervor.
Beim Mistaya Canyon und dem gleichnamigen See hielten wir ebenfalls an um ein bisschen zu wandern. Vorbei am Bow Lake ging es hinauf auf die Passhöhe (2'060 m.ü.M.) Hier hatten wir den höchsten Punkt des Icefield Parkways erreicht. Die Aussicht auf die vergletscherten Berge und ins Tal des Sunwapta Rivers war gewaltig.
Hier oben liegt einer dieser kristallklaren, türkisfarbigen Seen des Banff Nationalparks, der Peyto Lake. Ein zehnminütiger Spaziergang führt hinauf zu einem Aussichtspunkt, von wo man den ganzen See überblicken konnte. Wir legten noch eine kleine Zusatzrunde ein und kamen durch einen Bergwald mit immer wieder grandiosen Ausblicken auf den See und in die Berge.
Donnerstag; Von unserem heutigen Campingplatz, dem
Mosquito Creek war es nur ein kleines Stück bis Lake Louise. In der Ferne sahen
wir den Hector Lake durch den Wald blinzeln und schon waren wir in der kleinen
Ortschaft Lake Louise.
Eine der meistbesuchten Natursehenswürdigkeiten im Banff Nationalpark ist der
1'731 m.ü.M. gelegene und überaus malerische Lake Louise, von den Stoney
Indianern "See der kleinen Fische " genannt. Er ist etwa 2 km lang bis zu 600 m
breit und knapp 70 Meter tief. Entdeckt wurde der Moränenstausee, als man 1882
die Canadian Pacific Eisenbahntrasse über den Kicking Horse Pass anlegte.
Benannt hat man den See nach der Tochter der englischen Königin Victoria. Vom
weltberühmten Grandhotel "Chateau Lake Louise" bietet sich ein überwältigender
Blick auf den See.
Zuerst besorgten wir uns einen Campingplatz, denn es standen nicht nur die
Schulferien bevor, sondern auch ein so genanntes "langes Wochenende". Danach
begaben wir uns zum Lake Moraine um die erste Wanderung zu unternehmen. Gerade
als wir den Spaziergang dem See entlang machen wollten, sprachen uns vier
Wandersleute an, ob wir mit ihnen nicht die zweistündige Wanderung zum Lake Consolation machen möchten, denn der liege in der Bärenzone und dort darf man
nur in Sechsergruppen wandern. Warum nicht? Wir wollten sowieso eine längere
Wanderung machen und so schlossen wir uns ihnen gerne an. Es war eine absolut
richtige Entscheidung in einer Gruppe zu wandern, wie wir bald festgestellt
hatten. Nach ca. einer Stunde Gehzeit, erreichten wir eine Waldlichtung und dort
wollten die Einen unbedingt ein Foto machen. Auch Hans nahm die Kamera hervor um
ein paar Bilder zu knipsen. Da stand doch tatsächlich ein Grizzlybär mitten auf
dem Wanderweg der sich an einem Baum den Rücken kratzte. Anschliessend ging er
langsam weiter in unsere Richtung. Es hiess zusammenstehen und eine Gruppe
bilden. Obwohl wir einen heftigen Lärm vollführten, zeigte er keine Reaktion, im
Gegenteil, er kam immer näher. Ein bisschen ungemütlich war die Situation schon,
weil wir ja nicht wussten, was der Bär als nächstes unternahm. Hans behielt die
Nerven und fotografierte ihn ein paar Mal. Nachdem der Bär uns offensichtlich nicht als
Gefahr ansah, bog er kurz vor uns in den Wald hinein und trottete langsam davon.
Wir waren sehr froh, dass der Grizzly uns in seinem Territorium nicht als böse
Eindringlinge angeschaut hatte oder etwas Essbares in unseren Rucksäcken
witterte. Gleichzeitig hörten wir eine andere Wandergruppe kommen und wir warnten sie
natürlich sofort, "A baer on your right hand site". Sofort gesellten sie sich zu
uns und gemeinsam erreichten wir den Consolation Lake. Dieses Erlebnis wird uns
sicher noch sehr lange in Erinnerung bleiben, insbesondere da auch das Wanderteam,
welches aus vier verschiedenen Nationen stammte, eine aufgestellte Gruppe war.
Danach spazierten wir dem Moraine See entlang. Der im zauberhaften Valley of the Ten Peaks gelegene und von einem Bergsturz aufgestaute Moraine Lake ist einer der schönsten Bergseen der Rocky Mountains. Immer wieder hörten wir in der Ferne das Donnern von Gletscherabbrüchen und Lawinen. Den schönsten Blick auf den See hatten wir vom "Rockpile" aus, einem hohen Schutthügel am Ausfluss des Sees. Nach der schönen Wanderung fuhren wir weiter zum Lake Louise. Dort machten wir nochmals eine längere Wanderung und kehrten erst um, als dichte Wolken aufzogen. Als wir den Campingplatz erreichten, fing es wieder einmal mehr zu regnen an. Wir konnten aber nicht klagen, denn wir hatten alles was wir planten, bei relativ gutem Wetter unternehmen können.
Freitag; Canada Day. Nationalfeiertag. Hier im
Nationalpark spürten wir den Feiertag eher weniger. In einer Regenpause
spazierten wir in die kleine "Village". Das Visitor Center war mit Ballonen
dekoriert und auf dem Platz davor tanzte eine Indianergruppe. Schade,
ausgerechnet diesmal hatten wir den Fotoapparat nicht mitgenommen.
Samstag; Es hatte in der Nacht wieder begonnen zu regnen und wir
beschlossen, nachzuzahlen und einen weiteren Ruhetag einzulegen. Gegen Abend
wurde das Wetter immer besser und so fuhren wir noch einmal zum Lake Louise und
wandelten durch die wenigen, der Öffentlichkeit zugänglichen Räume des Chateau Lake
Louise.
Sonntag; Endlich schien einmal wieder die Sonne schon am Morgen früh.
Heute ging es weiter Richtung Banff. Als Alternative zum Trans Canada Highway
nahmen wir den Bow Valley Parkway (1A). An dieser ruhigen und landschaftlich
reizvollen Strecke sind mehrere Aussichtspunkte angelegt. Diese schöne Strasse
schlängelt sich dem Bow River entlang, zu Füssen des Castle Mountain (2'728
m.ü.M.). Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Johnston Canyon mit seinen laut
tosenden Wasserfällen. Hier begaben wir uns mit vielen anderen Wanderlustigen
(der Canyon wird jährlich von einer Million Besuchern bewandert) auf den Weg zum
"Lower" und "Upper" Fall. Jenseits der Schlucht nach weiteren 3 Kilometern
gelangten wir zu den "Ink Pots". Diese kleinen Weiher die von
unterirdischen Quellen gespiesen werden, liegen in einem bezaubernden Hochtal und
sind sehr speziell, weil jeder dieser Teiche eine eigene Färbung aufweist, die von grünlich
bis bläulich reicht.
Heute übernachteten wir wieder einmal auf einem der vielen
schönen Campingplätze mitten im Wald.
35. Woche: 4. bis 7. Juli 2005
Montag; Auf den restlichen ca. 30 km nach Banff gab es noch diesen und jenen Aussichtspunkt. Immer wieder wurde auf Schautafeln die Gegend, die Geschichte oder die hier lebenden Tiere gut dokumentiert. Einmal hielten wir an, als neben der Strasse drei Elks (Hirsche) in einer Waldlichtung weideten. Gegen elf Uhr erreichten wir Banff, wo wir ohne Probleme einen Campingplatz am Tunnel Mountain erhielten. Anschliessend fuhren wir mit dem Bus direkt vom Campingplatz mitten in die Ortschaft Banff und schauten uns den Ferienort ausgiebig an. Da Erika immer noch mit einer hartnäckigen Erkältung zu kämpfen hatte, blieb es bei diesem Spaziergang.
Dienstag; Obwohl es frühmorgens eher trüb aussah, entwickelte sich das Wetter immer mehr zum Besseren. So ein Tag muss genützt werden und so fuhren wir zum ca. 5 km von Banff entfernt liegenden Lake Minnewanka. In einer grossen Schlaufe fährt man an einigen weiteren Seen vorbei wieder zurück nach Banff. Um die Füsse ein wenig zu vertreten, machten wir an jedem dieser Seen einen Spaziergang auf denen wir wieder viele Tiere und Blumen sahen. Nach den schönen Spaziergängen fuhren wir an den drei Vermilion Seen vorbei, die vor allem frühmorgens ein wahres Vogelparadies sein sollen.
Am Nachmittag entschieden wir uns für eine Gondelfahrt auf den Sulphur Mountain. Wir liessen uns von der Gondelbahn (Garaventa AG, Goldau Switzerland) auf 2'270 m.ü.M. hinauf transportieren. Von dort führte ein gut ausgebauter Wanderweg zur alten Wetterstation. Wir genossen die einmalige Aussicht, von der es im Prospekt heisst; More mountains in a moment than most see in a lifetime".
Es war wirklich überwältigend. So ein langer Tag mit so vielen
Eindrücken macht müde und so machten wir uns langsam auf den Rückweg. Und wieder hatten wir Glück mit unserem Campingplatz. Gleich vor unserem
Picknicktisch rannten die Squirrels (Eichhörnchen) um die Wette und ein Reh
graste friedlich in der Nähe unseres Autos.
Mittwoch; Heute wusste das Wetter nicht so recht was es
wollte, im Gegensatz zu uns. Wir erledigten als erstes unsere Computerarbeit und
dann marschierten wir dem Fluss entlang zu den Bow Falls. Der Bow River stürzt
sich hier in mehreren Stufen in die Tiefe. Auf dem Felsen trohnt das mondäne Fairmont
Banff Spring Hotel. Kaum hatten wir den Wasserfall besichtigt, fing es an zu
regnen, und wie! Wir suchten trotz Schirm Schutz unter einer Tanne mit weiten
Ästen, wo wir einigermassen trocken blieben.
Zurück in der Stadt gingen wir während des Regens den Läden
nach. Danach, als es wieder aufhellte, erweiterten wir unseren Spaziergang noch
mit dem Fenland Trail. Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns wieder einmal ein
auswärtiges Essen. Wir gingen ins "The Keg", dies ist ein feines Steak House in
Banff. Den kulinarischen Tipp hatten wir von Esther und Roger bekommen und geben
ihn an dieser Stelle gerne weiter.
Donnerstag; Nach so vielen Tagen Natur pur zog es uns wieder mal in eine
Stadt, nein, Spass beiseite! In Calgary findet jeden Juli die Weltberühmte Calgary
Stampede statt. Die wollten wir auf keinen Fall verpassen. Darum sagten wir den
Nationalparks vorübergehend auf Wiedersehen und machten uns auf den Weg in die
Stadt. Wir entschieden uns für einen Campingplatz der eine Busverbindung direkt
zur Stampede anbot. Heute wurde nichts mehr unternommen, denn es stand ein Korb voller
Wäsche im Camper, so reihte ich mich in die Schlange der Hausfrauen ein, welche
ebenfalls ihr Glück in der Laundry versuchten. Alle sechs Maschinen liefen auf
Hochtouren. Hans machte sich in der Zwischenzeit an das Putzen des
Campers. Am Abend war alles wieder sauber, inklusive wir! Mit dem Erreichen von
Calgary schliessen wir wieder eine Etappe unserer Reise.